Advent: Das Gesicht in die Sonne halten
Shownotes
In der dunklen Jahreszeit, im Advent, scheinen viele Lichter auf, Kerzen geben Wärme – und trotzdem sind Kälte und Dunkelheit immer wieder zu spüren. In dieser Zeit erinnere ich mich an eine Podcastfolge, die ich vor etwa einem Jahr aufgenommen habe. Sie gehört thematisch nicht in den Advent, passt aber sehr gut, deswegen spiele ich sie nochmals ein.
Es geht um Licht, das in die Welt scheint, aber auch um das weihnachtliche Bild des Friedenskönigs, der kommt:
Im «Unser Vater»-Gebet gibt es die Zeile «Dein Reich komme». Der Begriff «(König-)Reich» klingt jedoch fremd, er birgt im besten Fall Assoziationen an Märchenwelten – im schlechteren an Nationalismus und Dominanzherrschaft. In der Podcastfolge erkläre ich, was damit in der Zeit von Jesus gemeint war.
Zudem kam mir durch die theologische Recherche der Gedanke, diese Zeile zu beten sei, wie das Gesicht in die Sonne zu halten. Sich von Schimmern des Lichts anstrahlen zu lassen, wo sie im Alltag aufscheinen, und sie zu reflektieren.
Wenn es dir geht wie mir, sehnst du dich vielleicht in diesen Tagen vermehrt danach, mal kurz die Augen zu schliessen und das Gesicht von Sonnenstrahlen wärmen zu lassen. Innezuhalten und sich bewusst zu machen, dass Frieden und Licht nichts damit zu tun habe, dass ich möglichst viel leiste. Sondern mit der Fähigkeit, Mensch zu sein, Liebe zu empfangen und weiterzugeben.
Die Gedanken aus der «Unser Vater»-Folge zur Zeile «Dein Reich komme» kannst du hier im Detail nachlesen.
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zurück am Lagerfeuer.
00:00:03: Wir sind mit einem Advent, Weihnachten kommt näher und im besten Fall ist das die Zeit, in der Lagerfeuer auch ein bisschen physisch greifbarer werden.
00:00:11: In der man vielleicht mal um ein Feuer herumsteht, sei es am St.
00:00:15: Nikolausdagen Weihnachten oder Silvester oder wo sich zumindest die Zeiten mit Freundinnen und Familien ein bisschen anfühlen, wie wenn man um ein wärmendes Feuer sitzt.
00:00:24: Im besten Fall ist das so und das wünsche ich dir sehr.
00:00:28: Ich habe in den letzten Tagen und Wochen immer wieder an eine Podcastfolge gedacht, bzw.
00:00:33: einen Gedanken daraus, eine Folge, die ich vor einem Jahr ungefähr aufgenommen habe.
00:00:38: Und zwar habe ich damals ja diese Rit um unser Vatergebet gemacht.
00:00:42: Und da gibt es die Zeile, dein Reich komme und Ich habe versucht, das zu übersetzen und zu erklären, was könnte das heute bedeuten und bin beim Gedanken gelandet, dass diese Zeile zu beten ein bisschen ist, wie wenn man das Gesicht in die Sonne hält und zu diesen wärmenden Strahlen aufnimmt und auch reflektiert.
00:01:04: Und das kommt mir jetzt im Abwend immer wieder in den Sinn.
00:01:07: Um Licht geht es ja auch im Advent, um das Warten auf das Licht, das immer näherkommt, wie beim Adventskranz zum Beispiel, wo man immer mehr Kerzen anzündet, das immer heller wird.
00:01:18: In der Podcastfolge geht es auch um den Begriff des Reichs, des Königreichs und auch das spielt im Advent eine Rolle.
00:01:26: Jesus, das Jesuskind, wird als der kommende König des Friedens gefeiert und deswegen passt auch dieser Gedanke.
00:01:34: Ich dachte, ich spiele deswegen diese Podcast-Folge jetzt nochmal ein.
00:01:39: Es geht darum, worauf wir hoffen und warten, dass die Welt heller wird, mehr Licht kommt, dass es mehr Frieden gibt.
00:01:46: Und es geht eben auch darum, wie das geschieht.
00:01:49: Hör dir diese Folge gerne, wenn du sie schon gehört hast, nochmal mit diesem vielleicht anfändlichen Blick mit diesen Ohren nochmals an oder gerade.
00:01:59: In dieser Situation, in der du jetzt gerade steckst und wenn es dir so geht wie mir, dann sehnst du dich vielleicht auch ein bisschen danach, die Augen zu schließen und das Gesicht in die Sonne zu halten und die wärmenden Strahlen auf der Haut zu spüren, im direkten und im übertragenen Sinn.
00:02:22: Unter freiem Himmel, das Lagerfeuer für Nomadenkristin.
00:02:37: Ich wollte als Kind immer Prinzessin werden, wie so viele kleine Mädchen vermutlich.
00:02:42: Damals waren es die Disney-Geschichten, Dornröschen, heute wäre es vielleicht Frozen.
00:02:47: Es geht um eine Welt, in die man eintauchen konnte und wo ganz viel es möglich war, mit Zauber, mit Schönheit und mit Abenteuer.
00:02:56: Ich habe mich gefragt, ob das Reich Gottes auch so ein Königreich wie Märchen ist, zu einer anderen Welt, in die man eintauchen kann.
00:03:03: Nun kommt aber dieses Gebet ja nicht aus einer Märchenwelt, sondern aus einem ganz spezifischen, kulturellen, historischen und politischen Kontext.
00:03:12: Das Gebet ist in einer Zeit entstanden, in der Könige und Kaiser geherrscht haben und einem Land ihren Stempel aufgedrückt haben.
00:03:21: Das Königtum hat das Leben strukturiert.
00:03:24: Es war auch ein Symbol für Ordnung und Wohlergehung und Sicherheit, wenn es in einem guten Sinne gelebt wurde.
00:03:31: Jedenfalls haben damals die Menschen verstanden, was damit gemeint ist, mit einem Königreich und auch mit dem Bild, dass Gott ein König ist.
00:03:39: Überhaupt war auch die Götterwelt in der Antike auch in anderen Gesellschaften war monarchisch organisiert wie ein Königreich.
00:03:46: Damals hat man das verstanden, heute ist mir das fremd.
00:03:50: Ich lebe in der Schweiz in einer Demokratie, bin sehr dankbar dafür, aber deswegen weg zu dieser Sprache von einem Königreich, von Gott als König, auch immer ein bisschen bedenken.
00:04:01: Es klingt dann für mich so hierarchisch und auch nationalistisch ein Stück weit und das möchte ich nicht.
00:04:11: Ich bin dem ein bisschen nachgegangen und bin auf den Theologen Gerhard Eberling einmal mehr gestoßen.
00:04:17: Der hat das Reich Gottes mit die Zeit Gottes übersetzt.
00:04:21: Das gefällt mir sehr gut, weil es löst diese Fremdheit ein bisschen auf.
00:04:25: Es geht eben nicht um ein politisches Konstrukt, sondern es geht um eine Zeit.
00:04:30: Vielleicht könnte man es vergleichen mit dem Begriffen Ära oder Epoche oder Neun Testament steht auch sehr häufig Äon.
00:04:38: So eine Zeit, die anbrechen wird, eine Zeit mit einer ganz spezifischen Atmosphäre, mit prägenden Ereignissen unter einem Stil.
00:04:48: Also so Epochen waren ja zum Beispiel das Mittelalter oder die in neunzig Jahren oder den Golden Twenties oder so.
00:04:56: Im Unterschied zu diesen Zeiten ist, dass die Zeit Gottes aber ewig, so hat das zumindest Jesus erzählt und Jesus hat ganz viel über diese Zeit Gottes erzählt.
00:05:07: Das Reich Gottes, die Zeit Gottes ist anders als politische Regierungstauern oder Nationen.
00:05:13: Und vielleicht ist es gerade in einer Zeit, in der die Politik sich so wenig nach Himmelreich anfühlt und die Welt immer kühler wird, auch wohltuend zu beten, dein Reich komme.
00:05:24: Denn die Zeit Gottes, das Reich Gottes, das ist eine Zeit, wo eben die Dinge zählen, die Gott sich wünscht für die Welt.
00:05:31: Und Gerhard Ebeling, dieser Theologe, hat das so zusammengefasst, Die Liebe ist das Wesen der Zeit Gottes.
00:05:38: Die Liebe ist das Wesen der Zeit Gottes.
00:05:40: Das heißt, die Atmosphäre in der Zeit Gottes ist geprägt, nicht von Kriegen zum Beispiel, sondern von der Liebe.
00:05:47: Und dort wo dieser deutlich wird, da ist diese Zeit heute schon gekommen.
00:05:55: Weil das ist so ein bisschen die Spannung in dieser Predigt vom Reich Gottes, die so zentral war in Jesu Predigten.
00:06:02: Jesus hat ganz viel vom Himmelreich gesprochen.
00:06:05: Und er hat gesagt, es wird kommen, es wächst wie eine kleine Pflanze, die sich ausbreitet.
00:06:10: Es ist gleichzeitig schon da, aber eben noch nicht ganz vollständig.
00:06:15: Er hat darüber gesprochen, wieso von einem Schimmer vom Himmel reicht, der schon ein bisschen durchschimmert überall, wo diese Liebe deutlich wird.
00:06:23: Ich habe dazu auch schon ein Video und eine Podcastfolge gemacht.
00:06:27: Sie heißt, siehst du den Himmel schon?
00:06:29: Und darin habe ich ein bisschen diese Geschichten zusammengefasst, die Jesus erzählt hat und wo er so wie einen Blueprint gegeben hat, ein Gefühl für das Wesen dieser Zeit Gottes, damit man es erkennt, wenn es einem im Alltag begegnet.
00:06:44: Das Interessante an diesen Bildern, die Jesus verwendet hat, sind häufig so Wachstumsbilder.
00:06:49: Also eben das Senfkorn, das eingepflanzt wird und zu einem großen Baum wächst oder auch das Sauerteig, der einen ganzen Teig zum Aufgehen bringt.
00:06:58: Das Sauerteig ist ja wieder ziemlich in Mode.
00:07:01: Ich verwende häufiger Hefe und es ist schon beeindruckend, wie wenig das es braucht, um ganz viel Mehl zum Aufgehen zu bringen.
00:07:09: Das Interessante daran finde ich, dass es wächst wie von alleine.
00:07:13: Es wird etwas gesät oder gesetzt oder angepflanzt und dann wächst es von alleine.
00:07:20: Da muss man nicht mehr viel dazu tun und deswegen vielleicht auch diese Zeile im Gebet, dein Reich komme, dass Gott eben das Seine dazu tut.
00:07:29: Gott wurde ja schon immer auch mit diesem Gott des Wetters oder der Fruchtbarkeit assoziert, der schenkt, dass es einem gut geht und er schenkt, dass Dinge wachsen und Leben erhalten bleibt und neues Leben entsteht.
00:07:44: Das passt also ganz gut dazu.
00:07:50: Wir kommen auch nach das Bild von einem Schimmer des Himmels und zwar so ein Schimmer, der jetzt häufig schon so ein bisschen durchblitzt dort, wo eben diese Liebe präsent ist.
00:08:02: und der dann immer heller wird, bis er ganz sichtbar wird und alles anstrahlt.
00:08:07: Und deswegen habe ich gesagt, zu beten, dein Reich kommen ist so wie das Gesicht in die Sonne zu halten.
00:08:14: Es ist sich, diesem Licht zuzuwenden, es zu sehen und sich davon anstrahlen und ergreifen zu lassen.
00:08:21: Und aber auch dieses Licht dann zu reflektieren und in die Welt hinaus zu tragen, damit dieser heller wird.
00:08:27: Das finde ich, das passt ganz gut in unsere Zeit.
00:08:30: Und deswegen mag ich dieses Gebet gut beten, dein Reich kommen und ganz abgesehen von irgendwelchen nationalistischen oder herrschaftlichen Assoziationen, die ich damit historisch halt verbinde.
00:08:48: Jesus hat gesagt, dass wir diese Zeit Gottes zu unserer Priorität machen sollen.
00:08:53: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann werden euch alles andere im Leben zufallen, hat er gesagt in der Bergpredigt, wo ja auch, dass unser Vater steht, in Matheus sechs, also dass dieses Licht sich anstrahlen zu lassen und es wiederzugeben, ganz wichtig sein sollte in unserem Leben.
00:09:11: eben weil es die Welt heller macht und weil es uns in Verbindung bringt mit dieser Wärme, mit dieser Kraft, mit diesem Licht von Gott.
00:09:19: Und jetzt eben sind wir mitten im Advent.
00:09:22: Ich melde mich wieder aus der jetzt Zeit.
00:09:25: Das Gesicht in die Sonne halten, sich im Licht wärmen und das Licht auch weiterzugeben.
00:09:30: Ich finde, das passt sehr gut in dieser Zeit, dieser Vorstellung einfach mal die Augen schließen zu können, tief durch zu atmen.
00:09:39: mich zu entspannen und Wärme auf meinem Gesicht zu spüren, das tut einfach unendlich gut.
00:09:44: jetzt gerade in der dunklen Jahreszeit.
00:09:47: Und auch im übertragenen Sinn ist es ja eine Zeit, die auch anstrengend sein kann, wo man auch zurückblickt auf das Vergangene, auf das kommende Schaut, wo vieles viel dichter ist, wo Familienbeziehungen, Freundschaften, aber auch ... Konflikte irgendwie virulenter werden, drängender werden und sich da eine Zeit zu nehmen, um ganz bewusst einfach eine Pause zu machen, das Gesicht in die Sonne zu halten, sich vom Licht wärmen zu lassen, vom Frieden, der Gott gibt, von der Liebe, dem Gefühl, Vertrauen zu können, zu dürfen und auch von vielleicht manchmal auch von dem Gefühl von der Liebe, die ich erfahre, im Leben auch ein bisschen abstrahlen weitergeben zu können.
00:10:35: Das wünsche ich dir auch für den Advent, dass du dieses Gefühl immer wieder findest.
00:10:39: Vielleicht auch, wenn dich im Alltag mal ein Sonnenstrahl trifft, dass du daran denkst, ach ja, das könnte ja auch eine größere Bedeutung haben.
00:10:49: Dass dich die vielen Adventslichter auch daran erinnern, dass in diesem Königreich Gottes andere Maßstäbe zählen als im Alltag.
00:10:56: auch Dass du gut genug bist, nicht weil du so viel leistest, sondern einfach weil du bist, weil du die Fähigkeit hast, geliebt zu werden, Sonnenstrahlen zu spüren, das Gesicht ins Licht zu halten und auch einen Schimmer von diesem Licht zu reflektieren.
00:11:14: Wir hören uns im neuen Jahr wieder.
00:11:15: Ich wünsche dir ganz eine gute, gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Übergang ins neue Jahr.
00:11:22: Falls du Themenwünsche und Ideen hast, dann schreib sie sehr gerne her als Kommentare zu dieser Podcastfolge.
00:11:29: Alles Liebe, bis gleich.
00:11:30: Tschüss zusammen.
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