«Dein Reich komme» (Unser Vater, Teil 3)
Shownotes
Das Gesicht in die Sonne halten: Das bedeutet es, zu beten, "Dein Reich komme".
Jesus hat oft Geschichten vom "Himmelreich" erzählt. Dass ein Schimmer davon da und dort schon durchblitzt, immer stärker wird und irgendwann alles anstrahlt.
"Die Liebe ist das Wesen der Zeit Gottes", predigte der Theologe Gerhard Ebeling.
Zu beten, dass dieses Himmelreich Gottes die Erde umfassen soll, bedeutet deshalb, sich diesem Schimmer zuzuwenden. Das Gesicht in die Sonne zu halten, sich vom Licht Gottes anstrahlen und wärmen zu lassen und es in die Welt hinaus zu reflektieren. Damit überall kleine Lichter erstrahlen und die Welt heller wird.
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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zurück am Lagerfeuer.
00:00:03: Wir sind beim "Unser Vater" Gebet heute bei der Zeile "Dein Reich komme".
00:00:07: Ich finde, diese Zeile zu beten ist ein bisschen wie das Gesicht,
00:00:10: in die Sonne zu halten.
00:00:12: Ich erzähle euch das gerne in dieser Podcastfolge.
00:00:16: Am Schluss gibt es noch eine kurze Meditation
00:00:18: von meiner Kollegin Jana Horstmann.
00:00:20: Unser Freie Himmel, das Lagerfeuer für Nomadenchrist*innen.
00:00:27: * Musik *
00:00:29: Ich wollte als Kind immer Prinzessin werden,
00:00:40: wie so viele kleine Mädchen vermutlich.
00:00:42: Damals waren es die Disney-Geschichten, Dornrösen.
00:00:45: Heute wäre es vielleicht frozen.
00:00:47: Es geht um eine Welt, in die man eintauchen konnte
00:00:50: und wo ganz viel es möglich war mit Zauber, mit Schönheit und mit Abenteuer.
00:00:55: Ich habe mich gefragt, ob das Reich Gottes auch so ein Königreich wie Märchen
00:01:00: ist, so eine andere Welt, in die man eintauchen kann.
00:01:03: Nun kommt aber dieses Gebet ja nicht aus einer Märchenwelt,
00:01:07: sondern aus einem ganz spezifischen, kulturellen, historischen
00:01:10: und politischen Kontext.
00:01:12: Das Gebet ist in einer Zeit entstanden,
00:01:14: in der Könige und Kaiser geherrscht haben
00:01:17: und einem Land ihren Stempel aufgedrückt haben.
00:01:20: Das Königtum hat das Leben strukturiert.
00:01:24: Es war auch ein Symbol für Ordnung und Wohlergehung und Sicherheit,
00:01:28: wenn es in einem guten Sinne gelebt wurde.
00:01:31: Jedenfalls haben damals die Menschen verstanden,
00:01:34: was damit gemeint ist, mit einem Königreich und auch mit dem Bild,
00:01:38: dass Gott ein König ist.
00:01:40: Überhaupt war auch die Götterwelt in der Antike,
00:01:43: auch in anderen Gesellschaften,
00:01:45: monarchisch organisiert wie ein Königreich.
00:01:48: Damals hat man das verstanden. Heute ist mir das fremd.
00:01:51: Ich bin sehr dankbar dafür, aber deswegen weg zu dieser Sprache
00:01:56: von einem Königreich, von Gott als König, auch immer ein bisschen bedenken.
00:02:01: Es klingt für mich hierarchisch und auch nationalistisch ein Stück weit.
00:02:06: Das möchte ich nicht.
00:02:08: Ich bin dem ein bisschen nachgegangen
00:02:13: und bin auf den Theologen gehört, Eberling einmal mehr gestoßen.
00:02:17: Der hat das Reich Gottes mit die Zeit Gottes übersetzt.
00:02:21: Das gefällt mir sehr gut, weil es löst diese Fremdheit ein bisschen auf.
00:02:25: Es geht nicht um ein politisches Konstrukt, sondern um eine Zeit.
00:02:29: Vielleicht könnte man das vergleichen mit den Begriffen Ära oder Epoche
00:02:34: oder Neun Testament steht auch sehr häufig Äon.
00:02:38: Eine Zeit, die anbrechen wird,
00:02:42: eine Zeit mit einer ganz spezifischen Atmosphäre,
00:02:45: mit prägendem Ereignissen unter einem Stil.
00:02:48: Epochen waren zum Beispiel das Mittelalter oder die 90er-Jahre
00:02:53: oder den Golden Twenties.
00:02:55: Im Unterschied zu diesen Zeiten ist die Zeit Gottes aber ewig.
00:03:00: So hat das Jesus erzählt
00:03:02: und Jesus hat ganz viel über diese Zeit Gottes erzählt.
00:03:07: Das Reich Gottes, die Zeit Gottes, ist anders als politische Regierungstauern
00:03:12: oder Nationen.
00:03:14: Es ist gerade in einer Zeit, in der die Politik sich so wenig nach Himmelreich anfühlt
00:03:19: und die Welt immer kühler wird, auch wohltuend zu beten, dein Reich komme.
00:03:24: Denn die Zeit Gottes, das Reich Gottes, ist eine Zeit,
00:03:27: wo die Dinge erzählen, die Gott sich wünscht für die Welt.
00:03:31: Gerhard Eberling, dieser Theologe, hat das so zusammengefasst,
00:03:34: die Liebe ist das Wesen der Zeit Gottes.
00:03:37: Die Liebe ist das Wesen der Zeit Gottes.
00:03:40: Die Atmosphäre in der Zeit Gottes ist geprägt, nicht von Kriegen,
00:03:44: z.B. sondern von der Liebe.
00:03:46: Dort, wo dieser deutlich wird, ist diese Zeit heute schon gekommen.
00:03:52: Das ist die Spannung in dieser Predigt vom Reich Gottes,
00:03:59: die so zentral war in Jesu Predigten.
00:04:02: Jesus hat ganz viel vom Himmelreich gesprochen
00:04:05: und hat gesagt, es wird kommen, es wächst wie eine kleine Pflanze,
00:04:09: die ausbreitet, es ist gleichzeitig schon da,
00:04:12: aber eben noch nicht ganz vollständig.
00:04:15: Er hat darüber gesprochen, wie so von einem Schimmer vom Himmelreich,
00:04:19: der schon ein bisschen durchschimmert überall,
00:04:22: wo diese Liebe deutlich wird.
00:04:24: Ich habe dazu auch schon ein Video und eine Podcastfolge gemacht.
00:04:28: Sie heißt "Siehst du den Himmel schon?"
00:04:31: Darin habe ich ein bisschen diese Geschichten zusammengefasst,
00:04:36: ein Gefühl für das Wesen dieser Zeit Gottes,
00:04:40: damit man es erkennt, wenn es einem im Alltag begegnet.
00:04:44: Das Interessante an diesen Bildern, die Jesus verwendet hat,
00:04:47: sind häufig so Wachstumsbilder.
00:04:49: Also, wenn das Senfkorn, das eingepflanzt wird
00:04:52: und zu einem großen Baum wächst,
00:04:54: oder auch der Sauerteig, der einen ganzen Teig zum Aufgehen bringt.
00:04:58: Das Sauerteig ist ja wieder ziemlich in Mode.
00:05:01: Ich verwende häufiger Hefe und es ist schon beeindruckend,
00:05:04: dass es braucht, um ganz viel Mehl zum Aufgehen zu bringen.
00:05:08: Das Interessante daran finde ich, dass es wächst wie von alleine.
00:05:12: Es wird etwas gesät oder gesetzt oder angepflanzt.
00:05:16: Und dann wächst es von alleine.
00:05:20: Da muss man nicht mehr viel dazu tun.
00:05:22: Deswegen vielleicht auch diese Zeile im Gebet.
00:05:25: "Dein Reich komme, dass Gott eben das Seine dazu tut."
00:05:28: Gott wurde ja schon immer auch mit diesem Gott das Wetter,
00:05:32: oder der Fruchtbarkeit assoziert.
00:05:35: Der schenkt, dass es einem gut geht.
00:05:38: Und er schenkt, dass Dinge wachsen und Leben erhalten bleiben
00:05:42: und neues Leben entsteht.
00:05:44: Das passt also ganz gut dazu.
00:05:46: Mir kam auch nach das Bild von einem Schimmer des Himmels.
00:05:54: Und zwar so ein Schimmer, der jetzt häufig schon
00:05:57: so ein bisschen durchblitzt dort, wo eben diese Liebe präsent ist.
00:06:01: ist und der dann immer heller wird, bis er ganz sichtbar wird und alles anstrahlt.
00:06:07: Und deswegen habe ich gesagt, zu beten, dein Reich kommen ist so wie das Gesicht in die
00:06:12: Sonne zu halten.
00:06:14: Es ist sich, diesem Licht zuzuwenden, es zu sehen und sich davon anstrahlen und ergreifen
00:06:20: zu lassen.
00:06:21: Und aber auch dieses Licht dann zu reflektieren und in die Welt hinaus zu tragen, damit dieser
00:06:26: heller wird.
00:06:27: Das finde ich, das passt ganz gut in unsere Zeit.
00:06:30: Und deswegen mag ich dieses Gebet gut beten, dein Reich kommen und ganz abgesehen von irgendwelchen
00:06:38: nationalistischen oder herrschaftlichen Assoziationen, die ich damit historisch halt verbinde.
00:06:44: Jesus hat gesagt, dass wir diese Zeit Gottes zu unserer Priorität machen sollen.
00:06:53: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere im Leben zufallen, hat
00:06:58: er gesagt in der Bergpredigt, wo ja auch das unser Vater steht, in Mateus 6, also dass
00:07:04: dieses Licht sich anstrahlen zu lassen und es wiederzugeben ganz wichtig sein sollte
00:07:09: in unserem Leben.
00:07:10: Eben, weil es die Welt heller macht und weil es uns in Verbindung bringt mit dieser Wärme,
00:07:16: mit dieser Kraft, mit diesem Licht von Gott.
00:07:18: Jetzt interessiert mich, ob das für dich Sinn ergeben hat.
00:07:22: Bitte schreibe mir gerne einen Kommentar zu dieser Podcastfolge.
00:07:24: Du kannst auch das Video dazu schauen.
00:07:26: Es ist ein bisschen kürzer auf Instagram oder auf YouTube.
00:07:29: Ich verlinke dir das auch.
00:07:31: Es interessiert mich, was du mit dieser Zeit Gottes verbindest oder wie du auch diesen
00:07:36: Begriff des Reich Gottes ins Heute übersetzen würdest.
00:07:39: Schreibe mir sehr gerne eine Nachricht.
00:07:41: Bei Spotify, Apple Podcast oder in deinem Podcastportal kannst du den Podcast auch bewerten.
00:07:47: Lass mir sehr gerne ein paar Sterne da.
00:07:49: Und in zwei Wochen geht es dann weiter mit der schwierigen Zeile "Dein Wille geschehe".
00:07:54: Jetzt über zur kurzen Meditation von Jana Horstmann.
00:07:58: Ich freue mich, dich dann in zwei Wochen wieder hier am Lagerfeuer begrüßen zu dürfen.
00:08:03: Ich wünsche mir dein Reich herbei.
00:08:11: Vielleicht.
00:08:14: Dein Reich komme.
00:08:16: Wenn ich Reich höre, denke ich an das Dritte Reich und an die vielen Menschen, die gestorben sind.
00:08:24: Ich denke an das Römische Reich und die Lastgräne und Aqueducte, die entstanden sind.
00:08:30: Und an die vielen Menschen, die ums Leben gekommen sind.
00:08:35: Ich denke an das Omsmanische Reich und dass ich eigentlich gar nicht weiß, wann das war
00:08:40: und ob dort auch viele Menschen gestorben sind.
00:08:44: Und an das Reich der Mitte, aber nur nach dem sinnozentrischen Weltbild.
00:08:49: Und auch dort sind sicherlich schon zu viele Menschen ums Leben gekommen.
00:08:54: Dein Reich komme.
00:08:56: Ich weiß gar nicht, ob ich das will.
00:08:58: Aber anscheinend soll es wohl so kommen.
00:09:02: Immerhin beten wir es seit einiger Zeit.
00:09:05: Irgendetwas muss also dran sein an deinem Reich.
00:09:08: Vielleicht, ich weiß nicht, da kommt etwas.
00:09:11: Es kann schon sein.
00:09:14: Der Duden schreibt, ein Reich ist ein sich meist über das Territorium mehrerer Stämme
00:09:19: oder Völker erstreckender Herrschaftsbereich eines Kaisers oder einer Kaiserin, eines Königs
00:09:26: oder einer Königin oder Ähnlichem.
00:09:30: Eine Herrschaftsform, die nicht zwingend positiv konnotiert ist.
00:09:34: Ein Reich hat etwas Notwendiges.
00:09:37: Und trotzdem beten wir, dein Reich komme.
00:09:41: Wir beschwören es herbei.
00:09:42: Die Verheißung pliktiert in unserem Geist, in dem Bild, das uns beim Gedanken an dein
00:09:48: Reich erscheint.
00:09:49: Dein Reich komme.
00:09:52: Fast etwas bedrohlich.
00:09:55: Kommt es mit Pauken und Trompeten hervorgetreten oder schleicht sich dein Reich ganz heimlich
00:10:02: herein?
00:10:03: Über welche Länder Völker Stämme Menschengruppen erstreckt sich dein Herrschaftsbereich?
00:10:08: Wo fängt es an, wo endet es?
00:10:11: Über welche Kaiser kennst du und wen setzt du dir als Königin ein?
00:10:15: Oder hört Reich auf, wenn wir von Gott zu sprechen beginnen?
00:10:21: Vielleicht, ich weiß nicht, es kann schon sein.
00:10:26: Du brauchst keine Menschenleben, um seine Herrschaft Legitimation zu geben.
00:10:32: Dein Reich komme.
00:10:36: Nicht über Stämme und Völker, aber über Vorstandssitzungen und Wohnungsübergaben,
00:10:42: Familienfeste und Gemeindever sammeln.
00:10:44: Dort erscheint es mir viel mehr notwendig zu sein.
00:10:49: Es trocknet Tränen und vertreibt den Tod, damit keine Menschen mehr sterben.
00:10:56: Deine Milch und Honigländer, deine Erkenntnisbäume und Lebensflüsse, in denen wir uns immer
00:11:03: wieder in Umkehr baden können, was mir sehr verheißungsvoll zu sein scheint.
00:11:08: Dein Reich kommt aus leeren Grabkammern und von hohen Bäumen geklettert.
00:11:15: Es ist auf Eseln in Jerusalem eingeritten und wartet in Israel und der Ukraine auf Frieden.
00:11:21: Dein Reich ist leicht.
00:11:26: Es setzt sich zwischen die Menschen, die Fische und Brote essen und wird vom Dach ins kleinste
00:11:32: Haus verbreitet.
00:11:34: Dein Reich komme.
00:11:38: Und wenn es so sei, dann ist es wohl gut, wenn dein Reich kommt.
00:11:44: Vielleicht.
00:11:45: Ich weiß es nicht.
00:11:47: Es kann schon sein.
00:11:48: [Musik]
00:11:58: [MUSIK]
00:12:00: [ounds off]
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