Gott ist nicht im Sturm

Shownotes

Die Story beginnt mit einem Massaker und endet mit der Pensionierung eines Rächerpropheten. Nachdem der biblische Prophet Elijah 450 andere Propheten abgeschlachtet hat (ja, das steht tatsächlich so in der Bibel), muss er fliehen und will selbst nur noch sterben.

Was dann passiert und was diese Geschichte mit den bevorstehenden Weihnachtstagen zu tun hat, erzähle ich in dieser Podcastfolge. Das Video mit dem gleichen, leicht kürzeren Inhalt findest du hier, und den Artikel als Text hier.

Bist du auch dabei am RefLab-Podcast-Festival «Expedition Wirklichkeit», am 8./9. März 2024 in Zürich? Momentan gibt's Tickets noch zum Early-Bird-Preis.

Buber-Rosenzweig-Bibelübersetzung 1. Könige 19 (wo die erzählte Geschichte steht) in der Zürcher Bibel

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Es gibt eine recht spezielle Geschichte in der Bibel darüber, wie man sich Gott vorstellen kann. Sie fängt mit einem Massaker an und hört auf mit einer Trauma-Therapie für einen Rächerpropheten. In dieser Podcastfolge erzähle ich dir die Geschichte und wir schauen zusammen, was sie mit uns heute zu tun hat. 

Zuerst möchte ich dir aber noch richtig tolle News weitergeben: Und zwar ist jetzt das Programm fürs RefLab-Podcastfestival draussen. Ich freue mich mega, dass ich jetzt öffentlich teilen darf, dass wir zum Beispiel die bekannte Schweizer Philosophin Barbara Bleisch eingeladen haben. Oder die Pastorin und Autorin Mira Ungewitter mit ihrem Buch "Gott ist Feministin". Und wir feiern am Podcast-Festival den 10. Geburtstag von "Hossa Talk" - dazu kommen Jay, Marco UND Gofi für eine Live-Aufnahme nach Zürich. Das Festival findet am 8. und 9. März statt und du findest alle Infos über reflab-festival.ch. Dort kannst du dir auch dein Ticket sichern – im Moment gelten noch die Early-Bird-Preise. Vielleicht auch eine Idee für ein spontanes Weihnachtsgeschenk?  

Zuerst möchte ich dir aber noch richtig tolle News weitergeben: Über den Propheten Elija könnte man leicht einen dieser brutalen Netflix-Filme oder Serien machen, wie "300" oder "The Punisher". Ich sehe so Jason Momoa vor mir mit einer Lederrüstung, Kampfspuren, gnadenlos Leute abmetzeln. Der Prophet Elija war nämlich überhaupt keine Jesus-mäßige Friedensfigur. Einmal hat er zum Beispiel 450 andere Propheten abgeschlachtet. Steht wirklich "schlachten" im Text, es war also ein richtiges Blutvergiessen. Danach wurde er natürlich selbst gejagt, und er ist geflüchtet, bis er völlig am Ende war. Es haben Selbstzweifel an ihm genagt, und er hat zu Gott gesagt, er wolle nur noch sterben. 

Zuerst möchte ich dir aber noch richtig tolle News weitergeben: Es gibt Menschen, die diese Stelle als Burnout oder Depression deuten. Keine Expertin, schreibt mir gerne.  

Als Antwort hat Gott jemanden geschickt, der Elija zuerst einmal etwas zu essen und zu trinken brachte. Danach hat sich der Prophet in einer Höhle versteckt. Dort hat Gott Elija gefragt, was passiert ist, und als er es ihm erzählte, sagte er zu Elija, er wolle ihn persönlich sehen. Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, dann ein Erdbeben, danach fing alles an zu brennen, aber Gott ist immer noch nicht erschienen. Dann wurde es ganz, ganz still, und da hat Elija gemerkt: Jetzt ist Gott da. 

Als Antwort hat Gott jemanden geschickt, der Elija zuerst einmal etwas zu essen und zu trinken brachte. Danach hat sich der Prophet in einer Höhle versteckt. Dort hat Gott Elija gefragt, was passiert ist, und als er es ihm erzählte, sagte er zu Elija, er wolle ihn persönlich sehen. Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, dann ein Erdbeben, danach fing alles an zu brennen, aber Gott ist immer noch nicht erschienen. Dann wurde es ganz, ganz still, und da hat Elija gemerkt: Ein sehr poetischer Ausdruck steht da in der Bibel. Den Ausdruck kann man schwer übersetzen, irgendwie "der Klang von feiner Stille".  

Am besten gefällt mir auf Deutsch "Eine Stimme verschwebenden Schweigens". Diese Übersetzung steht in der Buber-Rosenzweig-Übersetzung von 1929. Das ist ein Tipp, den ich dir an dieser Stelle gerne weitergebe: Martin Buber (Ich und Du) und Franz Rosenzweig, zwei jüdische Philosophen. Anliegen: Möglichst nahe am Original, sprachlich Charakter beibehalten, also auch eine gewisse Fremdheit und Poesie in Vergleich zu den üblichen deutschen Übersetzungen. Ich verlinke dir die OnlineAusgabe in den Notizen zu dieser Folge.  

Am besten gefällt mir auf Deutsch "Eine Stimme verschwebenden Schweigens". Diese Übersetzung steht in der Buber-Rosenzweig-Übersetzung von 1929. Das ist ein Tipp, den ich dir an dieser Stelle gerne weitergebe: Zurück zu Elia und diesem Klang des Schweigens. Ich stelle mir wirklich vor, dass plötzlich alles ganz, ganz still war. Kein Wind, kein Vogelgezwitscher, einfach still, wie in einem schalldichten Raum, hier im Podcast-Studio. Oder wie wenn es frisch geschneit hat und über allem liegt so ein Watte-Teppich. 

Und dann hat Gott Elija noch einmal gefragt: Was ist passiert? Warum bist du hier? Und Elija hat noch einmal genau dasselbe erzählt. Dann sagte ihm Gott, wen er als seinen Nachfolger ernennen soll, nämlich Elischa oder Elisa. Elija wird quasi in den Ruhestand geschickt. Er ist danach noch eine Weile mit Elischa unterwegs, aber seine brutalen Jahre sind vorbei, er ist danach mehr das Sprachrohr Gottes.  

Dieser stille Moment markiert einen Wendepunkt in Elijas Leben. Ein Moment der absoluten Ruhe, in dem Gott fragt: Was ist passiert? Warum bist du hier? 

Dieser stille Moment markiert einen Wendepunkt in Elijas Leben. Ein Moment der absoluten Ruhe, in dem Gott fragt: Das passt für mich zum Schluss vom Jahr, da tun ja viele Leute reflektieren, was gewesen ist. Wir sind wahrscheinlich alle ziemlich müde und am Ende, auch wenn unser Leben kein Netflix-Action-Film ist. Und vielleicht geht es dir sogar auch so, dass du nicht genau weißt, wie es in bestimmten Lebensbereichen weitergeht. Und dass du eigentlich nicht mehr so weitermöchtest wie bisher. 

An Weihnachten wird ja immer ziemlich viel gegessen und getrunken. Vielleicht können wir das wirklich zuerst einmal als Stärkung nehmen. Aber auch sonst: Uns gut anschauen und uns gegenseitig umsorgen, als Boten und Botinnen von Gott. Und dann einfach mal warten. Den Sturm und das Feuer an uns vorbeiziehen lassen, und schauen, ob irgendwann alles plötzlich ruhig ist. Ein paar Sekunden lang, ein paar Minuten oder sogar ein paar Stunden. 

An Weihnachten wird ja immer ziemlich viel gegessen und getrunken. Vielleicht können wir das wirklich zuerst einmal als Stärkung nehmen. Aber auch sonst: Ich wünschte mir manchmal, dass Gott in diesen Momenten wirklich etwas sagt. Ich habe auch schon erlebt, so eine innere Stimme, die sehr klar war. Manchmal bleibt es aber auch einfach ruhig – eine ohrenbetäubende Stille. 

Ich wünsche dir für jetzt, Ende des Jahres, wenn du das suchst, dass du Gott hörst fragen: Was ist passiert? Warum bist du hier, wo jetzt bist du? Dass du erzählen kannst, dich gehört fühlst und dann in dem Moment, wo alles still ist, einen neuen Fokus findest. 

Ich wünsche dir für jetzt, Ende des Jahres, wenn du das suchst, dass du Gott hörst fragen: Wir sehen uns im neuen Jahr wieder. Bis dann, und heb dir Sorg! 

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