Mal über Gott sprechen

Shownotes

Spreche ich in meinen RefLab-Videos zu wenig über Gott, und zuviel über die menschliche Seite des Glaubens? – Das mag auch daran liegen, dass man über Gott eigentlich gar nicht sprechen kann. Gott, wenn es Gott gibt, ist nicht „wie“ wir Menschen.

Am ehesten stelle ich mir Gott vor wie den Boden unter meinen Füssen oder wie die Luft, die ich atme. Jemand, der immer da ist. Bis ich einmal wirklich den letzten Atemzug mache und den Boden unter meinen Füssen nicht mehr brauche.

Beim Sprechen über Gott stossen wir an Grenzen. Gott ist so anders, so unvorstellbar, dass man sich Gott nur annähern kann.

Für die Nerds unter euch: Die „negative Theologie“ (apophatische Theologie) denkt genau von dieser Prämisse aus und spricht nur in Verneinungen über Gott. Ein unbekannter Theologe (jemand bezeichnete ihn später als Pseudo-Dionysios Areopagita) verglich im 5. Jahrhundert das Sprechen über Gott mit der Arbeit eines Bildhauers: Dieser erschafft eine Statue dadurch, dass er alles Überflüssige wegmeisselt.

Und auch der Schweizer Theologe Karl Barth schrieb über das Dilemma, über Gott reden zu sollen, es aber nicht zu können. Und das Vertrauen, dass Gott sich selbst zu erkennen gibt und selbst von sich spricht.

Mein Video über das Kurz-Gebet zum Atmen

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Transkript anzeigen

00:00:00: Manchmal befürchte ich, in meinen Videos zu wenig über Gott zu sprechen.

00:00:04: Ich erzähle von einem Glauben, der befreiend sein kann,

00:00:07: von Vorstellungen, von denen man sich trennen kann,

00:00:10: aber ich hoffe auch, dass in dem Ganzen auch immer wieder durchscheint,

00:00:14: wovon ich eben glaube, dass es reicht und dass es trägt.

00:00:16: Warum ich gerne an Gott glaube

00:00:19: und mit Gott unterwegs bin.

00:00:20: Warum das etwas ist, was mich in meinem Alltag trägt,

00:00:23: begleitet und auch verbindet mit anderen Menschen.

00:00:26: Aber Gott, dieser Kern des Ganzen, diese Kraft –

00:00:31: ist eben gar nicht so einfach, in Worte zu fassen.

00:00:33: Beim Nachdenken darüber kam mir das Bild in den Sinn

00:00:36: von einem Baum, dessen Laub vom Wind bewegt wird.

00:00:39: Aber die Luft, den Wind, sieht man selber nicht.

00:00:41: Am ehesten würde ich tatsächlich sagen,

00:00:43: Gott ist wie die Luft, die ich atme.

00:00:46: Oder der Boden unter meinen Füssen.

00:00:48: Ich habe ein Gebet, von dem ich auch schon erzählt habe,

00:00:51: das ich jeden Tag mindestens einmal bete:

00:00:52: "Du in mir, ich in dir."

00:00:55: Dabei fülle ich meine Lunge mit Luft

00:00:57: und stelle mir vor, dass Gott überall ist

00:01:00: und immer genug da ist,

00:01:02: und dass ich, wenn ich mich dafür öffne,

00:01:04: auch durchlässig werde für Gott in mir und in meinem Alltag.

00:01:08: Gott ist irgendwie immer da,

00:01:10: aber meistens unspektakulär und still.

00:01:14: Wenn ich bete, dann "höre" ich Gott sehr selten.

00:01:17: Aber es ist wie mit der Luft und dem Boden:

00:01:20: Wenn man ganz bewusst atmet,

00:01:22: oder sich bewusst erdet und den Boden unter den Füssen spürt,

00:01:26: dann macht das einen riesigen Unterschied.

00:01:28: Das Vertrauen, dass nach dem nächsten Atemzug auch noch Luft da ist für den übernächsten.

00:01:34: Und dass ich immer Boden unter meinen Füssen haben werde,

00:01:37: Egal, ob ich auf diesem Boden tanze, oder weinend zusammensacke.

00:01:41: Ob ich mit anderen auf diesem Boden unterwegs bin oder alleine.

00:01:46: Gott ist immer da.

00:01:47: Gott ist die Konstante in meinem Leben.

00:01:50: Und ich weiss, dass diese Konstante bis am Ende da sein wird.

00:01:53: Bis ich wirklich einmal den letzten Atemzug tue.

00:01:55: Bis ich den Boden nicht mehr brauche unter meinen Füssen.

00:01:58: Ich kann es nicht richtig in Worte fassen,

00:02:01: ich kann es auch nicht beweisen,

00:02:03: aber ich glaube es, und wenn ich darüber spreche,

00:02:05: über Gott, oder an ihn denke,

00:02:07: dann spüre ich eine Liebe und Dankbarkeit,

00:02:10: dass Gott so ist - so unfassbar, wie Gott ist.

00:02:15: Ich hatte das Bedürfnis, mal darüber zu sprechen.

00:02:18: Über diesen "Kern des Ganzen".

00:02:20: Und wenn du Lust hast, schreib mir gerne einen Kommentar.

00:02:22: Als kleines "PS:" ein theologischer Anknüpfungspunkt:

00:02:26: In diesem Dilemma, dass wir zwar ständig über Sprache kommunizieren,

00:02:31: die ganze Welt in Sprache fassen,

00:02:34: und gleichzeitig gibt es vieles, was nicht in dieses Sprachsystem passt,

00:02:39: finde ich die "negative Theologie" spannend.

00:02:43: ("Apophatische Theologie", falls ihr das googeln möchtet.)

00:02:46: Diese theologische Richtung versucht das Dilemma so aufzulösen,

00:02:49: dass immer nur in Verneinungen über Gott gesprochen wird.

00:02:52: Also z. B.: "Gott hat keinen festen Ort, Gott ist aber auch nicht überall oder nirgends."

00:02:56: "Gott verändert sich nicht - Gott hat aber auch keine feste Form oder Gestalt."

00:03:01: "Gott ist nicht wie wir Menschen,

00:03:04: denkt, spricht, handelt nicht auf die gleiche Art wie wir."

00:03:07: "Gott ist nicht dunkel, aber auch nicht hell –

00:03:10: höchstens wie die Sonne, die sich verdunkelt, wenn man direkt reinschaut,

00:03:14: weil sie so blendet."

00:03:16: Gott kann man nicht fassen, und alle Bilder

00:03:19: gelangen schlussendlich an Grenzen.

00:03:21: Übrigens sind da schon ganz andere als ich gescheitert.

00:03:23: Karl Barth, der bekannte Theologe, sagte:

00:03:26: "Wir sollen als Theologen von Gott reden.

00:03:29: Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden.

00:03:32: Wir sollen beides, unser Sollen und unser Nicht-Können, wissen und eben damit Gott die Ehre reden."

00:03:36: Und darauf vertrauen, dass Gott sich selbst immer wieder zeigt und spricht.

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